Am 14 März wurde Mosambik vom verheerenden Zyklon Idai heimgesucht. Ganz im Norden des Landes lag unser Projekt an der Peripherie des Sturms. Selbst hier brachte das Unwetter extrem starke Regenfälle mit sich. Glücklicherweise kam es zu keiner Zerstörung und niemand kam zu Schaden. Nur eine Tagesreise südlich aber liegt die Hafenstadt Beira, die vom Zyklon voll getroffen und total verwüstet wurde.
Das verursachte Elend ist schwer zu begreifen. Und es ist beängstigend zu sehen, wie anfällig auch wir mit unserem Projekt in Mosambik sind. Wir sind schmerzlich daran erinnert, dass wir bei allem Engagement auch immer wieder viel Glück brauchen, um unsere Arbeit vorantreiben zu können. Es folgt ein Überblick der schlimmen Ereignisse in Mosambik in den letzten Wochen.
Eine ganze Stadt verwüstet
Zyklon Idai ist eine der schlimmsten Naturkatastrophen, welche die südliche Hemisphäre je erlitten hat. Mit Windgeschwindigkeiten von über 170 kmh traf der Wirbelsturm vom Indischen Ozean her auf die Mosambikanische Küste. Die Stadt Beira mit über einer halben Million Einwohnern lag mitten im Pfad des Sturms. Innert Stunden wurde die Stadt zu 90% zerstört. In der “Zementstadt” im Zentrum wurden Dächer von Gebäuden gerissen. Die Wellblechhäuser in den Vororten hatten dem Sturm noch weniger entgegenzusetzen, und die Strohhütten in den umliegenden Ortschaften wurden komplett weggefegt.
Nach dem Sturm die Flut
Der Sturm brachte extreme Regenfälle mit sich. Innert Stunden traten Flüsse über die Ufer, Dämme brachen und Brücken wurden mitgerissen. Eine Region von 300km2 um Beira wurde komplett überschwemmt. Helikopterbilder zeigen ein braunes Meer, aus dem einzelne Dächer herausragen. Die Felder von tausenden von Familien liegen unter Wasser, und mit ihnen die lokale Ernährungsgrundlage.
So viele retten, wie möglich
Das IKRK und viele NGOs leiteten Hilfsaktionen ein. In der ersten Phase ging es darum, die betroffenen Menschen von den unmittelbaren Folgen der Verwüstung zu retten. Familien harrten in den Fluten auf Dächern und auf Bäumen aus. Hunderte von Leuten suchten Zuflucht auf einer Tribüne in einem Sportstadion. Lokale Fischer versuchten, Menschen mit ihren Booten ans Land zu bringen. Viel zu wenig Rettungshelikopter waren verfügbar. Mehrere hundert Menschen wurden in den ersten Tagen gerettet, aber für tausende reichte die Kapazität nicht.
Humantäre Hilfe
Das IKRK bezeichnet die Situation als eine “ernste humanitäre Katastrophe”. Weltweite Spendenaufrufe sammelten innert Tagen Millionen an Hilfsgeldern. Doch die Hilfsarbeiten kommen nur langsam voran, denn Beira war wochenlang komplett isoliert. Sämtliche Strassen in die Stadt wurden zerstört und die Küstenstadt wurde zur “Insel im Meer”.
Wo Helikopter landen können, wurden improvisierte Verteilzentren für Lebensmittelrationen installiert, vor denen die Leute stundenlang Schlange stehen. Medizinische Notfälle können in vielen Fällen nicht behandelt werden, denn die Spitäler waren schon vor dem Sturm ausgelastet und wurden ebenfalls stark beschädigt. Die WHO befürchtet epidemische Krankheitsausbrüche, da die Überlebenden gezwungen sind, Flutwasser zu trinken und keine Sanitären Installationen haben.
Der lange Wiederaufbau
Zehntausende von Familien haben ihr Zuhause und ihre Lebensgrundlage verloren. Noch immer sind viele von ihnen in akuter Gefahr. Sie haben weder Zuflucht noch Lebensmittel, ausser den Rationen, die sie von der Nothilfe erhalten. Von dieser werden sie noch monatelang abhängig sein. Die meisten haben auch keinerlei Möglichkeit, ihr Zuhause wieder aufzubauen. Sie haben buchstäblich alles verloren.
Vergessen wir Mosambik nicht
Die Katastrophe in Mosambik hat in den internationalen Medien grosse Aufmerksamkeit erhalten. Doch der Mosambikanischen Hochkommissar in London erklärt: “Ich bin froh, dass wir Nothilfe erhalten. Das ist sehr gut. Das Problem ist, dass in solchen Katastrophen oft in der ersten Phase sehr viel Unterstützung geleistet wird. Danach wird es aber zu einem vergessenen Notfall.” Ein Hilfskoordinator des Roten Kreuzes vor Ort stimmt dem zu: “Wir brauchen die langfristige Aufmerksamkeit und Unterstützung der internationalen Gemeinschaft”. Das Leben in und um Beira war für viele schon vor der Katastrophe schwierig. Wie die Menschen jetzt überhaupt wieder Fuss fassen sollen, ist kaum vorstellbar.