Die Hitze flimmert schon, als wir am spĂ€ten Morgen von der Anhöhe auf das Meluluca-Flusstal herabblicken. Ăber Kilometer erstreckt sich zu unseren FĂŒssen die Vorratskammer der Region mit hunderten von kleinen Feldern. Hier und da steigt Rauch auf – es wird gerodet. In der dunstigen Ferne sĂ€umen die Berge des Niassa-Hochplateaus das Tal. Ăber einen steinigen Pfad steigen wir durch dĂŒrres Buschland hinab zum Talgrund.
Als wir auf die weite Ebene hinaustreten, treffen wir auf eine Gruppe Frauen an einem Brunnenloch. Wir begrĂŒssen sie und tauschen uns aus, wĂ€hrend sie mit einem Kanister an einem Seil Wasser aus der Erde hervorziehen und in Becken giessen. âZum Trinken, Kochen, Waschen – fĂŒr alles.â Jeden Tag tragen sie die schweren Becken nach Hause. In ihrem Dorf gibt es keinen Brunnen.
Weiter geht es ins Labyrinth der Felder. Kaum jemand ist noch da, wir sind spĂ€t dran und es ist schon zu heiss fĂŒr die Feldarbeit. Schwitzend wandern wir durch die MaulwurfhĂŒgel der Maniokfelder. Jede Staude ist in einem Erdhaufen angepflanzt, zum Schutz vor Hochwasser. So ruht im Boden die Lebensgrundlage der Menschen aus den umliegenden Dörfern.
Schliesslich erreichen wir den Fluss, der sich in einer Schlucht durch das Tal windet. Mehrere Meter tief hat sich das Wasser in die reichhaltige Humusschicht eingegraben. Vom Rand blicken wir auf den Meluluca herab – nach einem halben Jahr Trockenzeit ist er ein gemĂ€chlicher Bach. Bald aber beginnen die Regenmonate, dann wird er zu einem reissenden Strom anschwellen.
Eine einzelne Frau arbeitet noch im Feld. Sie setzt sich mit uns in den Schatten einiger Bananenstauden. âDrei Jahre nacheinander hat es viel zu viel geregnet. Jedes Mal wurde ein grosser Teil unserer Ernte zerstört.â Davon hören wir nicht zum ersten Mal. In unserem Dorf wurden in der letzten Regenzeit mehrere HĂ€user weggeschwemmt.
Insgeheim frage ich mich, ob wir hier bereits die Folgen des Klimawandels sehen. Die Konsequenzen fĂŒr die Menschen hier sind erschreckend: Vor Jahren gab es auf der anderen Flussseite ein Dorf Namens Ngolokholo. Als der Fluss immer öfter die BrĂŒcke mitriss, begannen die Menschen abzuwandern. âHeute lebt dort niemand mehr.â