Was ist fair?

Es war ein schwieriges Jahr für Fair Trade. Im Januar schlug ein Bericht des “Kassensturz” Wellen, der Missstände aufdeckte bei den Labels Max Havelaar und UTZ. Zahllose Konsumenten waren enttäuscht und wütend zu erfahren, dass auch Fair Trade Bauern oft Hungerlöhne verdienen. Sie kauften Fair Trade, weil sie den Produzentinnen ein besseres Leben ermöglichen wollten. Nun mussten sie erfahren, dass deren Situation oft hoffnungslos bleibt – Fair Trade hin oder her.

Bei Nyanja bekamen wir das zu spüren: viele Besucher an unseren Marktständen hatten kritische Fragen für uns. Wieviel bezahlen wir unseren Bauern? Wer garantiert, dass das auch wirklich so ist? Wer sahnt bei dem Ganzen ab? Wir freuen uns über Gelegenheiten, unsere Arbeit mit den Produzentinnen offenzulegen. Manche Leute sagten uns aber, sie hätten den Glauben verloren und kauften nur noch “normale” Produkte. Sie waren desillusioniert und hatten den Verdacht, dass es gar keine fairen Produkte gebe.

Mangos verkauft, Cash in der Hand, morgen auch wieder.

Das ist verständlich, aber auch tragisch und falsch. Wer Fair Trade aufgibt, gibt auch die Bauern der dritten Welt auf. Skandale gehören aufgedeckt und Missbrauch gestoppt. Initiativen hingegen, die aufrichtig sind in ihrer Mission, den Produzentinnen ein faires Einkommen zu ermöglichen, verdienen umso mehr Unterstützung. Wir zählen uns gerne zu diesen, zusammen mit zahlreichen inspirierenden Food-Startups in der Schweiz, die grossartige Arbeit für ihre Produzenten leisten.

Was also ist fair? Faire Preise und Löhne ermöglichen es den Produzenten, ihr Leben kontinuierlich zu verbessern und sich zu emanzipieren. Wir zahlen unseren Produzenten das Vierfache des lokalen Marktpreises. Sie verdienen so von einem oder zwei Mangobäumen mehrere Monatslöhne. Viele Familien sind fast ausschliesslich Selbstversorger und haben von ihren Mangos zum ersten Mal überhaupt ein Einkommen – der Unterschied ist riesengross.

Fatima mit ihrer wichtigsten Einkommensquelle

Als erstes kaufen sich die Leute typischerweise Blachen, um ihr Strohdach regendicht zu machen und Matratzen, um nicht mehr auf Bastmatten schlafen zu müssen. In der aktuellen Erntesaison gingen den Kiosken im Dorf die traditionellen “Capulana” Stoffe aus, weil sich so viele Frauen neue Kleider leisteten. Viele unserer Mitarbeiter konnten sich vom Lohn solide Häuser mit Wellblechdächern bauen und pendeln auf neuen Motorrädern zum Markt in die Stadt.

Domingos hat sich sogar einen Fernseher geleistet

Hinzu kommen faire Arbeitsbedingungen. Unsere Mitarbeiter arbeiten in klimatisierten Räumen. Sie sind allesamt vertraglich angestellt, versichert und der nationalen Vorsorge angeschlossen. Wir sind ein kleines Projekt und engagieren uns unmittelbar vor Ort. So können wir Konditionen sicherstellen, die für Grosskonzerne unmöglich zu kontrollieren sind. Kein Wunder, dass sich die Leute darum reissen, bei uns zu arbeiten. Im November haben wir Vorstellungsgespräche geführt mit weit über hundert neuen Bewerberinnen – buchstäblich das halbe Dorf. Um möglichst viele einzustellen, haben wir neu zwei Teams, die sich täglich abwechseln.

Kein Sweatshop: Mangoschälen mit Klimaanlage

Mit alledem wollen wir ein Beispiel sein, wie globaler Handel mit Produzenten in armen Ländern sehr wohl fair sein kann. Fürs neue Jahr wünschen wir uns weiterhin viel kritisches Hinterfragen. Und dazu eine gesunde Portion Zuversicht und den unerschütterlichen Glauben, dass Fairness möglich ist.

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