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Feierabend in der Mangofabrik

Der süsse Duft von frisch geschälten Mangos liegt in der Luft. Die harte Nachmittagssonne ist einem sanften Abendlicht gewichen. Und obwohl die Ventilatoren im vollgeladenen Früchtetrockner vor sich hin dröhnen, ist es still. Der Maschinenlärm kommt nicht gegen die Ruhe des Abends an. Über mir ist der Himmel so weit, dass kein Geräusch ihn erfüllen kann. Langsam wird er orange, dann pink. Ein paar Schwalben flitzen im Zickzack um den silbrigen Stamm des mächtigen Affenbrotbaums hinter dem Strohzaun. Es ist Feierabend in der Mangofabrik – eine magische Stunde.

Stambuli stochert mit einem langen Ast im Feuer unter dem Boiler-Tank des Trockners. Funken sprühen, er wirft ein paar Scheiter nach, stösst die Ofentür zu und lehnt sich auf den Hinterbeinen seines Stuhls zurück. Der alte Bota, unser Wächter, recht im Staub ein bisschen Laub zusammen, mit Musse und in aller Seelenruhe.

Alle anderen sind schon gegangen. Sie haben den ganzen Tag Mangos verarbeitet, tausende von Früchten, alles von Hand. Die Stimmung am Schichtende ist erleichtert, fast ein wenig euphorisch. Das Team macht sich geschafft aber zufrieden auf den Heimweg. Sie haben sich den Feierabend redlich verdient.

Auch ich bin froh, ist die Schicht zu Ende. Seit dem frühen Morgen bin ich auf Achse, habe organisiert, kontrolliert, instruiert, geplant und Probleme gelöst. Wenn ich in meinem Element bin, vergesse ich die Zeit. Von einer Abteilung zur anderen versuche ich, die Anstrengungen von 50 Leuten zum Harmonieren zu bringen. Wie der Dirigent im Orchester, voll im Flow.

Nun sitze ich auf der Zementrampe, die wir für den Ölwechsel unseres Lastwagens gebaut haben. Ich stütze mich zurückgelehnt auf die Ellbogen ab, lasse die Beine baumeln und den Moment auf mich wirken. Rund um mich herum steht unsere Fabrik: rechts der Generatorschuppen und die Werkstatt, vor mir das Kühlhaus, der Trockner und die Verarbeitungsräume, links der Boiler, die Waschanlage, die Baumschule und das Mangolager. All das haben wir erschaffen. In dem Moment erscheint es mir wie ein Wunder.

Jetzt ist es schon fast dunkel. Die Dämmerung bricht hier so schnell herein, wenn die Sonne senkrecht abtaucht hinter dem Niassa-See und den fernen Bergen von Malawi. Ich nehme meinen verschwitzten Hut und mache mich auf unter die Dusche. Beim Gehen plaudere ich noch kurz mit Stambuli und Bota. Alles unter Kontrolle, der Betrieb läuft. Morgen geht’s weiter.

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