Kaum biegt der Lastwagen von We Are Nyanja in die holprige Kiesstrasse ein, sehen wir die Frauen bereits in farbenfrohen Capulanas im Schatten warten, um sie herum Kinder und weisse Säcke, prall gefüllt mit Mangos. Bis ins Dorf Malango hinunter kommt unser Laschti nicht – zu schmal, zu steinig ist der Pfad. Deshalb sind uns die Mangobäuerinnen auf die Anhöhe entgegengekommen, die etwa 20 Kilo schweren Mango-Säcke auf den Köpfen tragend. Die Last und der beschwerliche Weg haben ihre Laune nicht gedrückt. Im Gegenteil, die Leute schwatzen und lachen, wie an einem Fest.
Noch mehr gemeinsam gelacht wird, als wir sechs Trainees die versammelten Mangobäuerinnen voller Konzentration auf Chinyanja begrüssen, wie wir es tags zuvor geübt haben: “Mwauka bwanji?” Derweilen bereiten die Nyanja-Mitarbeiter Raimundo, Barouque und Romão routiniert alles für den Mangoeinkauf vor. Raimundo befestigt eine Hängewaage am nächsten stabilen Baumast. Daneben legen sie eine grosse, blaue Blache auf dem staubigen Erdboden aus und verteilen den Verkäuferinnen neue Säcke, eindeutig nach ihrer Identität gekennzeichnet.
Dann geht es los. Die erste von Romão aufgerufene Frau breitet ihre Bolibo-Mangos auf der Blache zum Verlesen aus. Flink füllt sie die guten Früchte in die neuen Säcke ein. Raimundo zeigt sein breites, strahlendes Lachen, als er die offensichtlich zu schwer gefüllten Säcke an die Waage hängt. Er nimmt die überschüssige Menge Mangos raus und Romão überreicht der stolzen Bäuerin den verdienten Geldbetrag bar auf die Hand. Derweil hievt Barouque die Säcke mit den frischen Mangos auf die Ladefläche des Lastwagens.
Gespannt beobachten wir diesen Ablauf, während die Kinder um uns herum amüsiert spielen und sich mit Mangos verköstigen. Bald legen wir alle Hemmungen ab und machen es den Anderen nach; junge helfen älteren Frauen und ältere helfen jungen Frauen, die teilweise schwanger sind oder ein Baby auf dem Rücken tragen, eingewickelt in einer Capulana. Alle packen mit an. Wir fühlen uns als Teil vom Ganzen – Herkunft spielt in diesem Moment keine Rolle. Wir begegnen uns von Mensch zu Mensch.
Jonathan ist damit beschäftigt, diese schönen Momente aus allen Winkeln mit seiner Kamera festzuhalten. Immer wieder zeigt er den Leuten seine Schnappschüsse. Sie lachen und klatschen und wollen noch mehr Fotos. Zum Teil schauen sie eher ernst in die Linse, zum Teil nehmen sie lustige Posen ein. Ich will gerade einen Mango-Sack an die Waage heben, als ich einen Arm auf meiner Schulter spüre: Mwanabibi Sadi will mit mir posieren. Jonathan fängt den Moment ein, es entsteht ein wunderbares Bild.
Durchnässt von der Hitze, staubig und glücklich verabschieden wir uns mit der Abmachung, Mwanabibi und die anderen Mangobäuerinnen in ihrem Dorf zu besuchen für die Übergabe der Selfie-Grüsse aus der Schweiz. Unendlich dankbar und erfüllt blicken wir auf dieses Erlebnis und die ganze Zeit in Mosambik zurück. Mwanabibi und alle anderen haben eindeutig Spuren in unseren Herzen hinterlassen.